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Luggi linst durchs Schlüsselloch

Im Reschnerhof spukt’s – aber ganz sanft. Unser Hausgeist Luggi ist unsichtbar, neugierig und ziemlich meinungsstark. Luggi schwebt durch die Gänge und schaut, was hinter den Zimmertüren so passiert. Nicht aus Bosheit – nur aus chronischer Langeweile und einem Faible für absurde Alltagsdramen. Ob Mountainbiker, Glamour-Influencerin oder Durchreisende mit GPS-Fieber – Luggi beobachtet sie alle. Immer mit einem Augenzwinkern. Und ganz ohne Filter.

Luggi guckt also durch das Schlüsselloch ...

 

Zimmer 102
Zwei Mountainbiker. Männlich, mitteljung, muskulös. Die Bikes schlafen sicher auf dem Balkon – fein säuberlich auf Handtüchern gebettet.
Die zwei feilen an der Kamera-Halterung am Bike, als ginge es um eine Herz-OP. Einer sagt:
„Heute müssen wir 1200 Höhenmeter machen, sonst zählt’s nicht.“
Der andere antwortet: „Nur wenn’s auf Komoot sichtbar ist.“
Luggi rollt mit den Augen, lässt das WLAN kurz zucken. Nur ein bisschen.
Reicht für Panik.

 

Zimmer 204
Eine Influencerin. Man weiß nicht genau, wofür. Vielleicht für Selfcare. Oder Zahnpasta.
Sie trägt Seidenschlafmaske, Ringlicht, Yogamatte – aber nur fürs Bild.
Sie sagt ins Mikro:
„Hey Leute, hier im Reschner… ähm… Residenzhof? Ist sooo raw. Total lokal. Man hört hier fast Geister.“
Luggi pustet ihr das Stativ um.
Sie schreit, nimmt’s auf, postet mit: #UnfilteredHotelLife

 

Zimmer 206

Luggi spitzt die Ohren und sieht zwei, die den Reschnerhof zur Privat-Bühne machen. Die Decke fliegt, das Licht flackert, und die Vorhänge sind eindeutig neidisch.
„Ah, die große Liebe in den Bergen – laut, wild und mit einem Soundtrack, der die Nachbarn garantiert wachhält. Reschnerhof-Style halt.“
Luggi grinst, schwebt weiter – unsichtbar und amüsiert.

 

Zimmer 208
Zwei Motorradfreaks. Lederkluft, Schnarchfrequenz wie ein V2-Motor.
Sie sind auf dem Weg zum Stilfser Joch und sprechen ausschließlich in PS-Zahlen.
Der eine: „Die Kehre 48 ist die geilste.“
Der andere: „Ja, aber nur bei trockener Fahrbahn.“
Luggi schwebt kurz übers Motorradhelm-Regal. Ein Helm fällt. Alle schwören, es war der Wind.
Luggi denkt: „Wenn ihr wüsstet, was hier in den 80ern los war. Ohne GPS. Mit Karten aus Papier! Und die sind trotzdem immer angekommen ... irgendwann“

 

Zimmer 301
Ein junges Paar aus Mailand. Bergneulinge.
Er: weiße Sneaker. Sie: Designerrucksack.
Sie flüstert: „Sind hier Wölfe?“
Er flüstert zurück: „Ich glaube, das war ein Hirsch.“
Es war Luggi, der leise durch den Flur schlich.
Als sie später eine Kuh sieht, macht sie ein Selfie und flüstert „Wildlife!“
Luggi kichert.
Er liebt Anfänger.

 

Abschlussnotiz in Luggis Logbuch:
"Sie alle wollen woanders hin – aber sie landen hier.
Und für eine gewisse Zeit – in der Zirmstube, bei Pizza oder Nebelregen – bleiben sie doch."

Und Luggi?
Der bleibt sowieso. Immer.
Ungebucht, unbezahlbar – aber höchst präsent.