Wer unseren letzten Blogartikel gelesen hat – „Das Dezember-Phänomen im Reschnerhof“ – weiß:
Am Reschenpass gibt es diese Abende im Advent, an denen die Zeit nicht geradeaus läuft.
Sie macht kleine Schlenker. Links. Rechts.
Wie ein neugieriger Hund, der überall schnuppert und sich wundert, warum die Menschen so brav an ihren Zeitplänen festhalten.
Genau an so einem Abend erwischte es mich.
Der Wind machte wieder dieses leise Raunen, das hier oben nur wenige hören, und das Mondlicht wirkte wie frisch poliert. Und bevor ich überhaupt richtig einschlafen konnte, nahm mich ein Traum mit – nicht irgendeiner, sondern einer dieser hochauflösenden Visionen, die sich anfühlen wie ein Spoiler aus der Zukunft.
Reschen 3000 – oder: Als alles komplett aus dem Ruder lief
Ich landete in einer grotesk überdrehten Version unseres Dorfes.
Nennen wir es Reschen 3000.
Der Nikolaus?
Nur noch Nebendarsteller.
Eine Art historisches Deko-Element mit Bart.
Die Bühne gehörte den Krampussen: Diese hier waren Riesen in Halloween-Optik, ferngesteuert von Eventregisseuren mit Headsets, die „Mehr Drama!“ brüllten wie bei einer schlechten Reality-Show.
Zwischen ihnen funkelte der neue Stolz des Dorfes:
🎄 Der High-End-Luxus-Weihnachtsmarkt Reschen 3000™
Mit Nachhaltigkeitslabel über jedem Stand – weil Nachhaltigkeit gerade „so hot“ ist.
Dazu Bio-Alpinduft-Essenzen, die mehr Alpen versprachen als sie enthielten.
Überall LED-Herzen.
Selfie-Spots mit „Winter Wonderland Premium+“-Rahmen.
Und mittendrin der Renner des Jahres:
Das Wunder-Krampus-Elixir, das jeder Rescher Mann unbedingt haben musste.
Ein Getränk, das angeblich Mut, Stärke und Schneid verleiht – aber eigentlich nur roch wie ein altes Kräuterlikör-Geheimrezept, das ein wenig zu oft mit Energy Drink verwechselt wurde.
Es war der Gipfel der Vorweihnachts-Überinszenierung.
Eine Parodie auf alles, was Meran und Bozen je veranstaltet haben – nur mit mehr Feuerwerk und weniger Geschmack.
Der Nikolaus – degradiert zum Pausenprogramm
In einer Ecke stand der echte Nikolaus, der Herr Gruber.
Mit schiefem Bischofsstab und einem Schild:
„Echtes Nikolauswort – 5 Euro.
VIP-Fast-Pass 10 Euro.
Ich spreche nur während der Werbepause der Krampus-Show.“
Und niemand hörte hin.
Alle schauten auf die Riesenmasken, die sich wie Robo-Alpenmonster in Szene warfen.
Der Knall
Als die überzogene Show ihren absurden Höhepunkt erreichte und das Advents-Feuerwerk in einer Lautstärke detonierte, die man sonst nur aus Actionfilmen kennt, riss es mich aus dem Traum.
Ich war wieder im Reschnerhof.
Die Holzdecke.
Das Zirbenraunen.
Alles normal.
Fast.
Denn dann hörte ich dieses berühmte, überdeutlich geflüsterte Stimmchen:
„… und dann hat er sein eigenes Energy-Drink-Imperium gegründet, der Herr Gruber - Nikolaus! Ich war dabei! Ich sag’s Euch!“
Ich drehte mich um – niemand.
Nur ein zerknüllter Zettel auf dem Nachttisch.
„Habe nur die Zukunft geübt. Damit wir wissen, was wir nicht machen sollten.
– Dein Freund, L. d. L.“
Luggi der Lügner.
Natürlich.
Warum ich das erzähle?
Weil diese Adventsabende hier oben ihre eigenen Regeln haben.
Manchmal zeigen sie uns, wie weit Tradition entgleiten kann, wenn man sie dem Kommerz überlässt.
Und manchmal schenken sie uns Träume, die mehr sagen als ein ganzer Vortrag.
Und vielleicht – wer weiß – erlebt der eine oder die andere von euch auch so einen Moment:
Einen Traum, der Antworten bringt.
Einen Wind, der mehr weiß als man denkt.
Eine Begegnung, die eigentlich unmöglich ist.
Wenn du das selbst spüren willst …
Die stärkste Adventsstimmung gibt’s bei uns jetzt – vor Weihnachten, wenn die Berge ruhig sind, die Pisten schon glänzen und die Nächte diese besondere Spannung tragen.
Wer bis spätestens 27.12. für einen Winterurlaub oder Skiurlaub am Reschenpass bei uns vorbeischaut,
erlebt vielleicht selbst so ein Flüstern.
Oder Luggi.
Oder eine Vision, die besser ist als jeder Weihnachtsmarkt.
Aber keine Sorge:
Ein High-End-Luxus-Markt mit Nachhaltigkeitslabel und Wunder-Krampus-Elixir wird’s bei uns definitiv nicht geben...
... zumindest noch nicht oder doch? 😉