· 

Die Winterwanderung nach Plamort, die eigentlich ganz harmlos begann

…bis Luggi, der Lügner, und ein zotteliger Schneeriese auftauchten.

 

Ob man für den Skiurlaub nach Reschen kommt oder einfach einen ruhigen Winterurlaub fern der großen Skizirkusse sucht – die Winterwanderungen rund um den Reschenpass überraschen selbst jene, die eigentlich nur „kurz frische Luft schnappen“ wollten. Genau so begann meine Tour nach Plamort … und endete völlig anders als geplant.

 

Es war einer dieser blitzklaren Wintertage am Reschen, an denen der Himmel aussieht, als hätte jemand einen frischen Eimer Eisblau über die Berge gekippt. Ich stapfte Richtung Plamort – Schneeschuhe an den Füßen, Atemwolken wie kleine Dampfloks –, einfach nur raus, einfach nur genießen.

Eigentlich.

Denn wer unseren Hausgeist Luggi kennt, weiß: Wenn er „eigentlich“ hört, bekommt er sofort leuchtende Augen und fängt an, Dinge zu sabotieren. „Geh nur“, hatte er noch geraunt. „Fesch da oben. Ganz stille Gegend.“ Und dann hat er gegrinst – dieses Grinsen, das allgemein als Vorwarnung gilt.

 

Der Moment, in dem alles kippte

Oben auf Plamort: absolute Ruhe. Schneedecke glatt, das Licht golden, der Blick hinüber zum Ortler wie gemalt. Ich zückte gerade mein Handy für ein Foto, da hörte ich ein Geräusch, das mich kurz überlegen ließ, ob irgendwo ein kaputter Staubsauger im Schnee steckt.

Ein Schnaufen. Ein Poltern. Und dann – ich schwöre es bei allen Zirmstuben Südtirols – tauchte ER auf.

Ein Yeti.
Nicht so wie in Filmen.
Mehr so wie ein riesiger Teppichklopfer mit Beinen.
Sein Fell: flauschig wie ein frisch gewaschener Hotelbademantel.
Sein Blick: als hätte er gerade überlegt, ob er mich begrüßen oder adoptieren soll.

Ich: versteinert.
Der Yeti: freundliches Winken.
Und dann passierte das absolut Unmögliche:

 

Reinhold Messner, der Extrembergsteiger, taucht auf. Natürlich.

 

Aus dem Wald marschiert ein Mann mit wallendem Bart, einem Fernglas um den Hals und einer Art Familienrechts-Akte unter dem Arm. Ich brauchte einen Moment – aber ja, es war der selbsternannte Yeti-Jäger im Unruhestand: Reinhold Messner.

„Des isch er!“, rief er, als hätte er gerade seinen verlorenen Autoschlüssel wiedergefunden.
„Der Yeti! Ich hab's immer gewusst!“

Luggi, der Lügner, huschte im Hintergrund herum, rief:
„Aber Reinhold, das ist doch net der Yeti – das ist der Plamorter Sonderedition-Yeti! Der mit den Schneeschuhen der Größe 78!“

Der Yeti nickte ernst. Messner auch. Und ich – ich stand da und fragte mich, ob ich vielleicht zu wenig frühstückt hatte.

 

Und dann wurde es komplett absurd

Plötzlich schob sich aus dem Unterholz noch jemand ins Bild: eine Frau mit Kamera, futuristischer Daunenjacke und dem strengsten Blick, den die Dolomiten je gesehen hatten.
Messners Frau.

„Reinhold, schau in die Kamera. Und tu so, als würdest du friedlich mit dem Yeti kooperieren. Wegen der Öffentlichkeit.“

Messner stellte sich neben mich, der Yeti drückte mich freundschaftlich an seine Fellflanke – ich sah vermutlich aus wie ein verlorener Thermosbecher – und klick, das Foto war im Kasten.

„Wenn du willst,“ flüsterte Luggi mir zu, „kannst du später im Blog schreiben, dass der Yeti eigentlich nur deshalb auf Plamort wohnt, weil er deine Pizza Quattro Formaggi so liebt. Aber sag’s keinem. Reinhold glaubt noch immer, er jagt ihn.“

 

Mein Fazit des Tages

Ich wollte eigentlich nur eine gemütliche Winterwanderung machen.
Bekommen habe ich:

  • einen Yeti, der erstaunlich gut riecht

  • einen halb pensionierten Alpinisten im Yeti-Fieber

  • ein Foto, das niemand glauben wird (außer vielleicht Luggi)

  • und die Erkenntnis, dass auf Plamort absolut gar nix normal ist

 

Aber hey – genau deshalb liebt man es ja.