Am 4. Advent wird es stiller.
Nicht draußen – da leuchten die Lichter, die Versprechen werden größer, die Worte wärmer.
Aber wie sieht es innen aus? Wenn man kurz stehen bleibt - zumindest für einen Moment?
Luggi der Lügner saß da schon in der Zirmstube, noch bevor der erste Kaffee durchgelaufen war.
Er schaute aus dem Fenster und sagte:
„Komisch. Je näher Weihnachten rückt, desto lauter wird das gute Gewissen.“
Da wusste ich: Das wird kein besinnlicher Text. Sondern ein ehrlicher.
Wenn Werte groß gedruckt sind
Gerade in diesen Tagen tauchen sie überall auf:
Achtsamkeit. Bewusstsein. Nachhaltigkeit.
Schöne Worte. Wichtige Worte.
Und doch stolpere ich immer öfter über dieselbe Frage:
Was bleibt davon, wenn man das Marketing auszieht wie einen Festtagsmantel?
Beheizte Outdoorpools im Winter.
Wellnesslandschaften, die nie schlafen.
Buffets, die Überfluss versprechen und Verschwendung produzieren.
Und irgendwo dazwischen ein Satz über lokale Frühstücks-Eier und heimisches Mond-Holz.
Luggi meinte trocken: „Wenn Werte so groß gedruckt sind, sind sie oft schwer zu tragen.“
Nachhaltigkeit als Wunschzettel?
Wir alle mögen das gute Gefühl.
Alles haben – und trotzdem „bewusst“ sein.
Komfort ohne Reibung. Genuss ohne Fragezeichen.
Das ist menschlich.
Aber vielleicht ist es auch genau der Punkt, an dem Nachhaltigkeit zur Geschichte wird, die wir uns selbst erzählen.
Luggi grinste: „Verzichten ist heute out. Man nennt es jetzt bewussten Luxus.“
Advent war einmal anders
Der Advent war früher keine Zeit des Überflusses.
Sondern des Wartens.
Des Reduzierens.
Des Aushaltens von Dunkelheit.
Vielleicht liegt darin eine unbequeme Wahrheit:
Echte Nachhaltigkeit fühlt sich nicht immer gut an.
Sie ist leiser.
Und manchmal bedeutet sie, etwas nicht zu tun – obwohl man es könnte.
Ein kleines Haus im 4. Advent
Wir sind ein kleines Haus.
Ohne Pool.
Ohne große Inszenierung.
Ohne Versprechen, die wir nicht halten können.
Bei uns ist es warm, aber nicht überhitzt.
Still, aber nicht leer.
Es riecht nach Holz, Kaffee und ein bisschen nach Küche.
Nicht perfekt.
Aber stimmig.
Der Spiegel
Dieser Text ist kein Angriff. Nicht auf Hotels. Nicht auf Gäste. Nicht auf große Worte.
Er ist ein Spiegel – passend zum 4. Advent. Eine Einladung, kurz stehen zu bleiben.
Und vielleicht zu akzeptieren, dass echte Werte oft leiser sind als das, was man über sie erzählt.
Beim Hinausgehen drehte sich Luggi noch einmal um und murmelte:
„Ein ruhiges Gewissen braucht weniger Energie als ein Pool.“
Dann war er weg. Und für einen Moment war es wirklich still.
