Das schweizerische Engadin liegt nur einen Katzensprung entfernt, ebenso das Nordtiroler Inntal. Reschen (1.508 m) im Dreiländereck Österreich, Schweiz und Italien liegt in einer
besonderen Lage, am Alpenhauptkamm und Übergang zwischen Nord- und Südtirol. Die geographische Position von Reschen und die wechselvolle Geschichte prägt bis heute Land und Leute.
Der Reschenpass war Teil der um das Jahr 50 n. Chr. fertiggestellten Römerstraße Via Claudia Augusta, die bis zum Bau der Via Raetia (heutige Brennerstraße) im 2. Jahrhundert die Hauptverbindung zwischen Italien und der Region Augsburg war. Das Wort Reschen war damals wohl noch nicht gebräuchlich. Wenngleich wohl ein alter Hof dem Pass und somit auch dem Dorf den Namen gegeben hat.
Von römischer Zeit bis 1854 war die befestigte Innbrücke bei Finstermünz nördlich von Reschen bei Nauders eine Zollstätte. Die Zollstation Alt-Finstermünz wurde
dank Untersützung der EU saniert und kann heute wieder besichtigt werden.
Der Reschenpass und somit Reschen wurde erst 1919 zur Staatsgrenze zwischen Italien und Österreich. Der Alpenhauptkamm diente als Entscheidungsgrundlage. Nordöstlich vom Dorf
entspringt nämlich die Etsch welche das Hauptgewässer des Vinschgaus ist und bis ins Mittelmeer fließt. Der Stillebach (Quelle in Rojen) fließt zunächst in den Inn, dann in die
Donau und somit in das Schwarze Meer. So genau nahm man es mit der Grenzziehung also auch nicht.
Die Bunkeranlagen von Reschen als Teil des sogenannten Valle Alpino (Alpenwall) wurden in den Jahren 1938 bis 1942 als militärisch gesicherter Schutzwall Italiens gegen das
Deutsche Reich errichtet. Im Kriegsfall sollte ein Vormarsch deutscher Truppen nach Italien erschwert werden, um dem Heer Italiens Zeit zur Mobilisierung zu verschaffen. Der Etschquellenbunker
(direkt hinter unserem Hotel Reschnerhof gelegen) wurde wieder restauriert und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
Der Reschenpass und somit Reschen verbindet nicht nur die Schweiz mit Tirol. Reschen ist auch Grenzdorf zwischen dem deutschsprachigen Vinschgau und dem rätoromanischen
Graubünden. Bis zur Reformation und in einigen Orten sogar bis ins 19.Jh. wurde auch im Vinschgau rätoromanisch gesprochen. Daran erinnern bis heute viele Flurnamen rätischen und sogar keltischen
Ursprungs.
Wahrzeichen der Ferienregion Reschenpass und auch von Südtirols ist der versunkene Turm im Reschensee . 1948 bis 1950 wurde der Reschensee (italienisch Lago di Resia) aufgestaut.
Ursprünglich befanden sich am Hochplateau des Vinschgauer Oberlandes 3 Naturseen: der Reschensee, Mittersee und der Haider See. Durch die Seestauung wurde Graun und ein Großteil des Dorfes
Reschen überflutet. Vom alten Graun ist lediglich der Kirchturm („Sankt Peter“) noch sichtbar und dient heute zahlreichen Touristen als Erinnerungsfoto. Entgegen weitverbreiteten
Annahmen liegt dies jedoch nicht an seiner Höhe, sondern daran, dass er aus Gründen des Denkmalschutzes nicht abgerissen werden durfte.
Die Seitentäler der Seenlandschaft um Reschen am See, Langtaufers und Rojen, sind ein besonderes Erholungsgebiet für Genießer von Stille und Natur.
Nordwestlich befindet sich im landschaftlich wunderschönen Hochtal der Weiler Rojen. Er liegt in 2.000 Meter Seehöhe und ist dadurch die höchste Dauersiedlung Tirols. Die kleine
St. Nikolaus Kirche von Rojen mit seinen gotischen Fresken aus dem Beginn des 15. Jahrhunderts, bezeugt das hohe Alter dieses Weilers.